Tomaten - „Paradiesische“ Früchte

Stand: 09/07/2022
Es gibt viele Gemüsearten, die Verbraucher kaum kennen und nicht wissen, wie sie verarbeitet werden sollen. Bei Tomaten ist das anders: jeder kennt Tomaten und fast jeder schätzt sie. Tomaten gehören zu den beliebtesten und bekanntesten Gemüsearten der Deutschen. Ihre leuchtende Farbe, ihr erfrischender Geschmack und ihre vielfältigen Zubereitungsmöglichkeiten bringen sie bei Jung und Alt auf den Speiseplan. Das war nicht immer so. Der Tomate erging es zunächst ähnlich wie der Kartoffel: Von Kolumbus aus Südamerika nach Europa gebracht fristete sie über Jahrhunderte ein Dasein als schöne aber auch als gefährlich angesehene Zierpflanze in den Gärten der Reichen. Sie galt einerseits als giftig wegen ihres damals noch bitteren Geschmacks. Andererseits verdächtigte man sie als gefährliches Aphrodisiakum, wahrscheinlich wegen ihrer sinnlich aussehenden Form und Farbe. Die Bezeichnungen Liebesapfel, Paradiesapfel oder der österreichische Name Paradeiser stammen aus dieser Zeit.
Nur ganz allmählich trat die Tomate über Italien und Frankreich ihren Siegeszug an und hielt erst vor gut 100 Jahren Einzug in die deutschen Küchen.
Besonders geschätzt werden Tomaten- und Tomatenprodukte in der mediterranen und in der modernen Küche und sind somit Bestandteil vieler Rezepte. Sie lassen sich ohne großen Aufwand einsetzten, sind schnell zu verarbeiten, relativ kostengünstig und geben den Gerichten immer eine besondere Note.


Rote Früchte mit wertvollen Inhaltsstoffen

Tomaten bestehen zu etwa 95 % aus Wasser. Entsprechend gering ist ihr Kaloriengehalt. Je nach Sorte enthalten 100 g Tomate nur 15-20 kcal. Alleine deswegen sind sie ein ideales Gemüse, von dem viel gegessen werden darf.
Ähnlich vielen anderen Gemüsearten zeichnen sich Tomaten auch durch ihren Gehalt an Kalium aus - rund 250 mg/ 100 g. Kalium ist unter anderem beteiligt an der Regulation des Wasserhaushalts, beeinflusst den Blutdruck und ist wichtig für die Weiterleitung von Nervenimpulsen und damit für die Muskelkontraktion und Herzfunktion. Tomaten enthalten gleichfalls nennenswerte Mengen an Vitamin C. Mit zwei mittelgroßen Tomaten können Erwachsene bereits etwa ein Drittel ihres Vitamin C-Bedarfs decken.
Bei Medizinern und Ernährungswissenschaftlern genießt die Tomate heute vor allem wegen ihres hohen Gehaltes an dem sekundären Pflanzenstoff Lykopin großes Ansehen. Er ist für die rote Farbe in der Tomate verantwortlich und wird auch als Lebensmittel-Farbstoff (E 160d) verwendet.
Lykopin besitzt antioxidative und antikanzerogene Eigenschaften. Es kann freie Radikale im Körper unschädlich machen und so unerwünschten Zellveränderungen entgegenwirken. Günstige Effekte sowohl auf das Erkrankungsrisiko für bestimmte Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsen-, Lungen-, Prostata- oder Darmkrebs als auch auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden diskutiert.


Alternative: Tomatenprodukte

Passierte Tomaten, Tomatenmark, Ketchup und getrocknete Tomaten sind Produkte, die in fast allen Küchen eingesetzt werden. Der größte Teil der Verarbeitung geschieht schon in den Anbauländern. Interessant ist, dass der Verzehr von Tomatenprodukten ernährungsphysiologisch ähnlich empfehlenswert ist wie der Verzehr der frischen Früchte. Hintergrund ist, dass Lykopin hitzebeständig und fettlöslich ist und aus verarbeiteten Tomaten und/ oder in Gegenwart von Fett besser resorbiert wird als aus frischen Früchten. Vor allem bei Ketchup gilt es jedoch die Nährwerte im Blick zu halten. Handelsübliche Produkte enthalten oft erhebliche Mengen an Zucker.
Besonders geschätzt werden die Tomatenprodukte nicht nur wegen des Geschmacks sondern auch wegen der einfachen und zeitsparenden Verwendung in der Küche. Abgesehen von Tomatensalat können nahezu alle Gerichte mit Tomatenprodukten zubereitet werden und ganzjährig den Speiseplan bereichern.


Tomaten – vielseitig verwendbar in der Küche

Tomaten fehlen praktisch in keiner Küche. Heiß begehrt sind Tomatensoßen und -suppen. Tomatenanteile finden wir in Gemüse- oder Fleischtöpfen, passierte Tomaten schmecken lecker als Grundlage in vielen Nudelaufläufen oder auch auf Pizza. Auch getrocknete Tomaten schmecken nicht nur als Brotbelag oder als Zutat im Pesto, sondern geben Suppen oder Salatsoßen eine besondere Note.

Zahlreiche Tomatensorten tragen zu vielfältigen Geschmackserlebnissen bei. Gesteigert werden die Variationen durch die Kräutervielfalt, die zu Tomaten passt. Klassiker ist die Kombination mit Basilikum, aber auch Oregano, Thymian, Kräuter der Provence oder die beliebte Bruschetta-Gewürzmischung, bestehend aus den getrockneten Zutaten Basilikum, Zwiebeln, Knoblauch, Oregano sowie Paprikapulver, Pfeffer und Salz, machen ein Tomatengericht besonders lecker.

Frisch aus dem Garten schmecken Tomaten am besten. Tomaten können allerdings auch gut gelagert werden, optimal bei ca. 15 Grad Celsius, dunkel und einzeln. Im Kühlschrank verlieren sie an Geschmack.
Man sollte Tomaten möglichst nicht häuten, weil gerade die Schale reichlich Lykopin enthält.
Unreife, grüne Früchte enthalten Tomatin, das zwar verwandt ist mit Solanin in Kartoffeln, aber deutlich weniger giftig.
Weitere Informationen hier: Soll man den grünen Stielansatz bei Tomaten heraus schneiden?

Fakten und Anregungen rund um das „Lieblingsgemüse der Deutschen“ stellt Melina Ebert, Fachzentrum Ernährung Rheinland-Pfalz in diesem Video vor:


Quelle: SWR Fernsehen, Sendung Kaffee oder Tee vom Mo., 25.7.2022 17:42 Uhr

Tomaten – nachhaltig gedacht

Tomaten werden in der Saison meist unter Folie oder im unbeheizten Gewächshaus angebaut. Außerhalb der Saison erfolgt die Produktion im beheizten Treibhaus. Entsprechend energieaufwändiger ist der Anbau. Freilandtomaten sind nur selten auf dem Markt, weil die Blätter der Pflanze empfindlich gegenüber Niederschlägen sind und mit Kraut- und Braunfäule reagieren. Dies würde zu erheblichen Ernteverlusten führen.
Wer auf Geschmack und Nachhaltigkeit setzt, sollte frische Tomaten nur in der Saison essen und auf Regionalität achten. Klasse schmecken Tomaten von Juli bis Oktober, das ist ihre Haupterntezeit in Deutschland. In dieser Zeit können sie reif geerntet werden und ohne weite Transportwege in die regionalen Geschäfte und Märkte gelangen. Das ist die Zeit, in der die Früchte optimal frisch als Vorspeise, beispielsweise als Bruschetta oder als aromatischer Salat, gegessen werden.

In den Wintermonaten sind Tomatenprodukte wie Tomatenmark oder passierte Tomaten in der Dose eine Alternative zur frischen Tomate. Nachteil ist, dass die Herkunftsangabe bei verarbeiteten Tomaten nicht verpflichtend ist. Vor allem wenn Tomaten auf dem europäischen Markt knapp und teuer sind, werden billige Früchte z.B. aus China importiert und verarbeitet ohne dass Verbraucher dies auf den Packungen direkt erkennen können. Klare Information geben Hinweise wie „100 % italienische Tomaten“ oder „echt italienisch“ – hier über einen Ursprung in Italien. Auch bei Bio-Produkten ist die Information gegeben. Unter dem EU-Biosiegel ist die Herkunft der Tomaten vermerkt.


Nachhaltiges Handeln beginnt im Kleinen. Jeder Schritt in die richtige Richtung ist entscheidend. Deshalb lohnt es sich nach(haltig) zu denken.


Quellen und weiterführende Informationen


baerbel.euler@dlr.rlp.de     www.Ernaehrungsberatung.rlp.de